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Vollständige, kommentierte Neuedition des Gesamtwerkes der zentralen Gestalt der Münchner Kosmischen Runde.
Alfred Schuler war ein Hauptvertreter des esoterischen Neopaganismus im München der Jahrhundertwende und einer der Wegbereiter der literarischen Moderne, der so unterschiedliche Autoren wie Stefan George, Rainer Maria Rilke und Walter Benjamin beeinflusste.
Der Herausgeber Dr. Baal Müller (geb. 1969) legte mit dieser historisch-kritischen Edition das Ergebnis seiner mehr als zehnjährigen Forschungsarbeit vor. Parallel zu seiner Schuler-Ausgabe erschien im Telesma-Verlag seine Dissertation: Kosmik - Prozeßontologie und temporale Poetik bei Ludwig Klages und Alfred Schuler: Zur Philosophie und Dichtung der Schwabinger Kosmischen Runde, München 2007.
"Die vielleicht merkwürdigste aller schriftlichen Hinterlassenschaften." (Ludwig Klages)
644 S., Hardcover, farbige und s/w-Abb., ISBN 3-95930-208-8, 58,00 €
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Heidnische Wiedergeburt
Die "Kosmiker" Ludwig Klages und Alfred Schuler in neuer Sicht / Gerd-Klaus Kaltenbrunner verweist auf zwei monumentale Bücher
Alles, was wir wahrnehmen, wurzelt in Vergangenem, ist Schattenspiel oder auch farbiger Abglanz der Vergangenheit. Eigentlich ist nur diese wirklich, weil sie dem "Ewig-Gestrigen" entspringt, dem zeitlos-überzeitlichen Altertum, dem "UR".
So etwa könnte man Weltanschauung und Lebensgrundstimmung der beiden Männer kennzeichnen: Ludwig Klages (1872-1956) und Alfred Schuler (1865-1923). Sie waren Freunde, sie waren die bedeutsamsten Köpfe der "Kosmischen Runde" im Münchner Stadtteil Schwabing, beide fühlten sich als "Heiden" - nicht als Atheisten. Klages wäre nicht Klages geworden, wenn er Schuler nicht begegnet wäre. Und ohne Klages' Bemühungen wüßten wir kaum etwas über Alfred Schuler außer Anekdotischem aus Briefen oder Lebenserinnerungen mancher ihrer Zeitgenossen wie zum Beispiel Karl Wolfskehl, Ludwig Curtius, Ludwig Derleth und Theodor Lessing.
Doch die Unterschiede zwischen den beiden "Kosmikern" sind enorm. Klages hat viele Bücher und Abhandlungen veröffentlicht; er gilt als eine der bedeutsamsten Gestalten der sogenannten Lebensphilosophie. Daneben hat er bis heute seinen Rang als Psychologe, Graphologe und Charakterforscher behalten. Außerdem gehört er zu den hellsichtigsten Propheten der "Umweltkatastrophe", ja man muß ihn als Vordenker authentischer Grünheit betrachten. Es kennzeichnet, mehr als aktuelle Kritik, das klägliche geistespolitische Niveau der saturierten Parteipolitiker aus den Reihen der Grünen, daß ihnen Klages unbekannt ist oder sie ihn als faschistischen "Irrationalisten" schmähen.
Ganz anders Alfred Schuler! Er selbst hat so gut wie nichts veröffentlicht. Was er dachte und schaute, scheint er nur in geselliger Runde und in Vorträgen mitgeteilt zu haben. Kein Philosoph war Schuler, sondern ein mit einem "Zeitenfernrohr" versehener Visionär. Im Gegensatz zu dem Norddeutschen Klages war der aus dem Pfälzischen stammende Schuler ein in die Mysterienkulte des antiken Rom, der "Ewigen Stadt", insbesondere der römischen Kaiserzeit, mit allen Wurzeln seines Wesens eingeweihter Heide - im unpolemischen Sinn des Wortes: ein ekstatischer Antimodernist, der wahres Leben als festliches, verzücktes "Über-Leben" erfuhr. Ein paganer Apokalyptiker der "Magna Mater" der Mittelmeerwelt, ein Künder und Hymniker spätantiker Orgien, zu deren Teilnehmern allemal auch die Verstorbenen zählen: "Denn es ist keine Rückkehr der Toten, es sei denn durch die Sinne." Kein Fest, keine Erleuchtung, keine Liturgie, keine Initiation ohne den Zuspruch und Segen jener "größeren Heere": des Pantheons, der Katakomben, der Nekropole der nur scheinbar Toten!
Schuler verkörpert androgynes Heidentum als Lebensform und Lebensgefühl jenseits von Judentum ("Jahweismus"), Christentum, Islam und bürgerlichem oder proletarischen Atheismus. Was sich voreinst bei Giordano Bruno und Wilhelm Heinse, Winckelmann, Goethes "Braut von Korinth", der Günderode und Leopardi angekündigt hat, ist in ihm erfüllt. Im Vergleich zu Schuler nimmt sich Nietzsche wie ein zimperlicher Pastor oder hysterischer Predigermönch aus. Schuler, der "letzte Römer", erscheint uns geradezu als orgiastischer Surrealist, als homo fasinans, als revolutionärer Reaktionär. "Fortschritt" und Evolution waren ihm Ekel, Lug und Trug. "Offenes Leben" ist eines seiner Grundworte und -werte. Anstelle der Utopie tritt bei ihm: Erneuerung, Verjüngung, Umgeburt des Altertums.
Wer künftig ernsthaft von "heidnischer Wiedergeburt" oder vom "vergötternden Eros" sprechen will, wird sich vorher mit Klages und Schuler einläßlich befaßt haben müssen.
Wahrscheinlich ist, anders als im vorigen Jahrhundert, heute und in naher Zukunft nicht der Atheismus die große geistig-seelische Herausforderung, sondern ein sich vielfältig ausformendes "Heidentum", eine Renaissance biozentrischer und mythophiler "Kosmik". Dem gelehrten, philosophisch und ideengeschichtlich hochgebildeten Verleger Baal Müller gebührt bewundernder Dank für seine mutige, gewiß auch kostspielige Erinnerung an zwei Männer, zu deren - offenen oder auch heimlichen - Bewunderern Walter Benjamin, Carl Schmitt, Rainer Maria Rilke und Diana C. Wyssdom zählten.
© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/08 04. Januar 2008
Bd. 6: Verstreutes: Erzählungen, Gedichte, Novellen, Aufsätze, hrsg. von Dr. Baal Müller
Die Novellen Franziska zu Reventlows vermögen in Ihrer Komprimiertheit die erzählerische Eigenart und Fabulierlust der "Gräfin" in besonderem Maße hervorzuheben. Eine "eigenartige Begabung, die
zu Größerem verpflichtet", attestierte ihr so auch die zeitgenössische Kritik bei der Veröffentlichung der kleinen Prosastücke, die, obschon dem bitter nötigem Gelderwerb geschuldet, nicht
zuletzt durch ihren spielerischen Stil überzeugen.
Neben den Erzählungen und Skizzen versammelt dieser Band frühe Gedichte sowie kritische Schriften Franziska zu Reventlows. Einige Texte erscheinen hier erstmals in Buchform. Neu sind auch der
Abdruck der legendären Satire "Schwabinger Beobachter", die in Zusammenarbeit mit Franz Hessel entstand, sowie eine Übersetzungsprobe Reventlows.
Der Band enthält zudem den wissenschaftlichen Apparat der Gesamtausgabe.
312 S., 2. Aufl. Paperback, 978-3868155174